Die altbekannte und beliebte „Nervennahrung“ ist in den meisten Fällen vor allem eins: ungesund und voller Zucker. Das will ein junges Unternehmen aus Leipzig ändern. Während sie an ihrer Masterarbeit schrieben, waren die drei Gründer von the nu company immer wieder auf der Suche nach den optimalen Snacks für zwischendurch. Die Devise war: lecker, zuckerarm und für eine gesunde Ernährung geeignet. Gleichzeitig sollten sie die nötige Energie für die nächste Schicht am Schreibtisch liefern, ohne das typische Tief zu erzeugen.
So richtig fündig wurden die drei nicht, daher fingen sie an, in ihrer Küche eigene Schokoriegel zu kreieren. Daraus entstand das Unternehmen the nu company, das momentan die Bio-Branche erobert und von Stars wie Lena Meyer-Landrut unterstützt wird.
Was in den Riegeln und hinter der Idee von the nu company steckt, wie das Unternehmen seinen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Welt leistet und wie die Bio-Zertifizierung erreicht wurde, hat uns Christian Fenner im Interview verraten.
Wir alle haben das "Weltverbesserungs-Gen" in uns.
Der Mitgründer Christian Fenner (rechts) bei der Arbeit
Was macht die nucao-Riegel so besonders?
Wir haben uns die Frage gestellt „Was fehlt uns als Snack für zwischendurch?“ und dabei ist uns aufgefallen, dass viele Produkte entweder viel zu viel Zucker enthalten, nicht in Bio-Qualität erhältlich oder in Plastik verpackt sind. Wir wollten an all diesen Stellschrauben ein wenig drehen und haben dafür einen ganzheitlichen Ansatz für unsere Produkte gewählt.
Nicht nur unsere Zutaten und die Herstellung sind Bio-zertifiziert, sondern auch unsere Verpackung ist plastikfrei und wir verzichten bei unseren Riegeln komplett auf industriellen Zucker.
Damit haben wir den für uns perfekten Snack entwickelt und hoffen, dass viele andere das ebenfalls so sehen.
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An allen Stellschrauben zu drehen, klingt nach ziemlich viel Aufwand. Wie lange hat es gedauert, bis das Produkt marktfähig war?
Von der ersten Idee bis hin zum Markteintritt hat es ungefähr 1,5 Jahre gedauert. Zu Beginn fand die Produktentwicklung noch in unserer eigenen Küche statt, wo wir die ersten Prototypen entwickelt haben und damit dann die ersten Probierrunden gestartet haben. Als die Rezeptur dann immer mehr Form annahm, haben wir uns an den Businessplan und das gesamte Konzept für unsere Idee gesetzt. Da wir drei uns zu dem Zeitpunkt noch im Studium befanden, konnten wir nicht direkt mit Vollgas durchstarten, aber mittlerweile haben wir unser Studium abgeschlossen und sind mit voller Energie dabei.
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Habt ihr Tipps für andere Food-Start-ups, die in Deutschland Lebensmittel auf den Markt bringen wollen?
Wenn wir eine Sache während unserer Entwicklungsphase gelernt haben, dann war das, wie wichtig das frühzeitige Einholen von Feedback ist.
Und das nicht nur von Familie und Freunden, sondern von möglichen Kunden. Dabei sollte man nicht warten, bis das perfekte Produkt steht, sondern so früh wie möglich mit Prototypen auf Lebensmittelmessen gehen: einfach ein paar Häppchen aufs Tablett packen, durch die Gänge gehen und die Besucher probieren lassen. Dazu kann relativ schnell und unkompliziert ein kurzer Fragebogen entwickelt werden, mit dem man direktes Feedback einholen kann. Allgemein sind Messen eine tolle Möglichkeit, in den direkten Kontakt und Austausch mit potenziellen Kunden zu treten und die Produkte so frühzeitig an sie anpassen zu können. Außerdem kann ich nur raten, sich als Food-Start-up möglichst bald einen Lohnfertiger zu suchen. Wir haben anfangs versucht, die Produktion selber zu stemmen, was extrem zeitaufwendig und kostspielig war.
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Eure Produkte sind Bio-zertifiziert. Welche Schritte sind notwendig, um die Zertifikate zu erhalten und worauf muss sich ein Food-Start-up einstellen?
Wenn man die Produktion an einen Lohnfertiger auslagert, ist der Prozess relativ unkompliziert. Denn sind der Produzent, die Zutaten und das Lager Bio-zertifiziert, werden die Produkte letztendlich auch ein Zertifikat erhalten.
Achtet von Beginn an darauf, dass alle Schritte, die das Produkt durchläuft, bereits eine Bio-Zertifizierung vorweisen, um am Ende die eigenen Produkte zertifizieren lassen zu können!
Anfangs haben wir die Produktion noch selbst gemacht, da ist der Zertifizierungsprozess etwas aufwendiger. Daher würde ich allen Food-Start-ups raten, sich an kompetente und vor allem zertifizierte Partner zu wenden, um sich so viel Aufwand sparen zu können.
Das heißt, ihr habt die gesamte Produktion mittlerweile ausgelagert?
Ja, genau. Unsere nucao-Riegel lassen wir hier in Deutschland zwischen Berlin und Hannover fertigen und unsere Shakes in Prag. Man muss jedoch sagen, dass es besonders für Food-Start-ups schwierig bzw. risikoreich ist, die Produktion auszulagern. Man muss den Lohnfertiger ohne vorhandene Kunden von seiner Idee überzeugen und in den meisten Fällen relativ hohe Erstbestellmengen in Kauf nehmen. Da wir anfangs auf Eigenproduktion gesetzt haben und so schon einige Riegel verkauft hatten, konnten wir den Lohnfertiger schnell davon überzeugen, dass die Nachfrage nach unseren Riegeln auf dem Markt vorhanden ist. Hat man dieses Argument als Food-Start-up nicht, muss man kreativ werden, um die hohe Anfangs-Investition für die Erstbestellung auszugleichen.
Ein gewisses Risiko gehört zu einem erfolgreichen Start-up dazu.
Der ganzheitliche Ansatz, den ihr bereits angesprochen habt, betrifft vor allem das Thema Nachhaltigkeit. Woher bezieht ihr eure Rohstoffe?
Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir die Rohstoffe global verteilt einkaufen und beziehen. Wir wollen so gut es geht wissen, woher unsere Zutaten stammen. Das gelingt uns in den meisten Fällen auch.
Beim Kakao sind wir besonders streng und wissen, dass er von der Bauern-Kooperative in Peru kommt.
Auch unsere sonstigen Zutaten sind alle bio-zertifiziert, womit wir schon einen Schritt in die richtige Richtung machen, wie ich finde. Die Hanfsamen beispielsweise, die wir für unsere Riegel verwenden, bekommen wir aktuell aus China. Da sind wir jedoch noch nicht ganz zufrieden und bereits seit Längerem in Kontakt mit europäischen Hanfbauern. Da Hanfsamen in Europa lange Zeit verboten waren und erst in letzter Zeit in größerem Maße angebaut werden, ist die Qualität und die Menge aktuell leider noch nicht so, dass wir komplett auf europäische Bauern umsteigen können.
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Auch bei der Verpackung macht ihr einiges anders als Hersteller herkömmlicher Schokoriegel. Was ist so besonders an der Verpackung der nucao-Riegel?
Die Folie, in der unsere Riegel verpackt sind, besteht aus Zellulose, also ursprünglich aus Holz. Dadurch ist die Verpackung komplett kompostierbar und unsere Kunden können sie im heimischen Kompost entsorgen. Für die Bio-Tonne ist Zellulose jedoch nicht geeignet, da industrielle Kompostieranlagen zu schnell für die Folie sind und sie dadurch am Ende des Prozesses noch nicht zersetzt wäre. Auch hier feilen wir noch an der optimalen Lösung und suchen stetig nach Verbesserung.
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Außerdem wird für jeden Riegel ein Baum gepflanzt Was steckt hinter dem Projekt und wie kam es zu der Idee?
Wir alle drei haben ein bisschen das "Weltverbesserungs-Gen" in uns. Ich glaube, dass das einfach Teil unserer Generation ist, der Umwelt etwas zurückzugeben. Da wir keine Politiker oder NGO sind, haben wir uns überlegt, wie wir diese Herzensangelegenheit in unser Start-up integrieren können. So ist das nutree-Projekt entstanden: wir pflanzen nicht selbst für jeden verkauften Riegel einen Baum, sondern arbeiten da mit einem Partner zusammen, mit dem auch ecosia (die nachhaltige Suchmaschine) zusammenarbeitet. Diese Organisation hat in Nepal, Haiti und Madagaskar Aufforstungsprojekte und pflanzt dort vor allem Mangroven. Das ist der Baum, der am meisten Co2 bindet und gleichzeitig sehr leicht zu pflanzen ist, da einfach ein Stock in den Boden gesteckt wird.
Wir alle haben das "Weltverbesserungs-Gen" in uns.
Ganz konkret überweisen wir der Organisation jeden Monat 10 Cent für jeden verkauften Riegel und davon werden Bäume gepflanzt. Diese Kosten sind auch fest in unserem Business-Modell verankert. Das sorgt dafür, dass es sich nicht um eine vorübergehende Aktion handelt, sondern der Baum Teil des Finanzplans und damit eine feststehende Kostenstelle für unser Produkt ist.
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Wichtig ist aber, dass die Kunden unsere Riegel nicht nur wegen des nutree-Projekts kaufen, sondern dass der Geschmack und das Produkt an sich im Vordergrund stehen und die Kaufentscheidung auslösen. Dass gleichzeitig für jedes verkaufte Produkt ein Baum gepflanzt wird, ist ein netter Nebeneffekt. Denn würden unsere Kunden den Riegel nur wegen des Baumes kaufen, besteht wahrscheinlich kein zweites Mal Interesse.
Warum seid ihr mit eurem Onlineshop zu Shopify gewechselt und was sind die zentralen Vorteile für euch?
Wir waren vorher bei Shopware und haben uns nach einer einfacheren Lösung gesehnt. Wir wollten alles inhouse aufsetzen können, ohne auf einen Freelancer angewiesen zu sein, den wir für jedes kleine technische Problem beauftragen müssen. Wir wussten, dass Shopify vertrauensvoll ist, weil es weltweit die meisten User hat und super viele Templates bietet. Es war für uns die Convenience-Lösung, bei der man bei Bedarf individuell dazucoden kann. Wichtig war für uns vor allem, dass der Shop und der Checkout-Prozess laufen und damit eine fehlerfreie Kaufabwicklung gewährleistet werden kann. Vor allem beim Checkout hat Shopify uns überzeugt, da wir nicht selbst überlegen mussten, wo welcher Button am besten platziert wird.
Mit Shopify können wir uns auf einen soliden und gut funktionierenden Prozess verlassen und uns weiter auf das Kerngeschäft konzentrieren.
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Nicht nur im eigenen Onlineshop, auch bei dm kann man die nucao-Riegel kaufen. Mit welchen Vertriebspartnern arbeitet ihr außerdem zusammen?
Angefangen haben wir mit dem Bio-Handel, also Alnatura, dann Biomarkt und andere Biogeschäfte. Denn genau dort ist unsere Kernzielgruppe anzutreffen. Jetzt fangen wir langsam an, auch in konventionelle Läden zu gehen, wie z.B. Rewe oder Edeka. Dm war einer der ersten großen Partner, mittlerweile gibt es unsere Produkte auch in anderen Drogeriemärkten wie z.B. Budni in Hamburg. Auch im Ausland sind wir viel im Handel vertreten.
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Amazon ist die zweite Säule neben unserem Shop. Natürlich ziehen wir immer unseren eigenen Shop vor, schließlich haben wir hier Zugriff auf Kundendaten und wissen, wer wann und wie oft kauft. Trotzdem wollen wir Amazon als Kanal nicht vernachlässigen, da wir den Traffic dort abgreifen und auf unseren Shop lenken können.
Unser Ziel ist es, dass jemand, der bei Amazon nach veganer Schokolade sucht, sofort nucao sieht.
Wir sehen Amazon also als kurz- und mittelfristigen Traffic-Lieferanten und wichtigen Vertriebskanal. Langfristig wollen wir die Kunden aber auf unseren Shop lenken.
Auch Lena Meyer-Landrut ist Fan eurer Riegel. Wie kam es dazu?
Wir betreiben ständig Influencer-Marketing, aber bei Lena war es tatsächlich keine Kooperation. Scheinbar mag sie unsere Riegel einfach genau so gern, wie wir und hat sie deshalb in ihrer Story gepostet. Daraufhin sind wir im Büro alle ausgeflippt und haben uns unheimlich gefreut! Das war eine nicht geplante, sehr schöne Überraschung für uns. Daneben betreuen wir aber regelmäßig viele Influencer und schicken ihnen Pakete, wodurch wir unsere Bekanntheit steigern wollen und den Food-Trend auf Instagram bedienen.
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Worauf fokussiert ihr euch, was die Vermarktung eurer Produkte angeht?
Neben Infuencer- und Social Media-Marketing setzen wir auf E-Mail-Marketing über Shopify. Das dient uns nicht nur zur Bestandskundenpflege, sondern wir verwandeln darüber auch Interessenten in Kunden. Neben Online-Marketing ist für uns aber vor allem die Präsenz in den Regalen ein wichtiger Faktor:
Wenn man unsere Produkte überall in den Regalen sieht, ist das die beste Werbung
Die Präsentation am Point of Sale ist das wichtigste für ein Produkt, das noch nicht die gewünschte Bekanntheit hat. Allgemein würde ich also sagen, dass wir auf einen ausgeglichenen Online-Offline-Mix setzen und bewusst nicht alle Kanäle bedienen, wie z.B. bezahlte Print- oder Außenwerbung.
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Könnt ihr uns einen kleinen Ausblick in die Zukunft geben? Was ist für die nächste Zeit bei the nu company geplant?
Einiges ist geplant, aber da will ich natürlich noch nicht zu viel verraten. Unser Ziel ist es, DIE gesunde nachhaltige Alternative für möglichst viele Produkte im Supermarkt zu werden, die man so on-the-go isst. Wir wollen unsere Bekanntheit ausbauen und mit weiteren, unterschiedlichen Produkten präsent sein. Vor allem in der Riegel-Richtung haben wir einige spannende Neuheiten in der Pipeline, da darf man also sehr gespannt sein!
Über die Autorin: Caroline Dohrmann ist Online-Marketing-Managerin und Content-Enthusiastin. Wenn sie nicht gerade Shopify-Händlern und Händlerinnen die besten Geheimtipps in Interviews entlockt, schreibt sie im Blog über die Shopify-Community, Social Media und was das Online-Marketing gerade bewegt.
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