Starke Frauen, starke Outfits
Immer mehr Frauen tummeln sich in der Statistik der Gründerpersonen. Knapp 40 Prozent der Unternehmungsgründungen zwischen 2002 und 2018 wurden von Frauen vorgenommen. Und der Trend geht aufwärts. Das sind gute Neuigkeiten, denn auch unter den Shopify-Nutzenden finden sich zunehmend aufstrebende Gründerinnen.
Zwei dieser erfolgreichen Unternehmerinnen sind Amber Duettmann und Valentina Harrendorf. Sie haben SI BEAU als erstes deutsches Business-Modelabel für Frauen gegründet. Mit ihrem kundenorientierten D2C-Konzept überzeugten sie Business Angels und bauten bereits vor dem offiziellen Launch eine begeisterte Community auf. Zur Krönung wurde das junge Unternehmen mit dem Kultur- und Kreativpilotenpreis der Bundesregierung ausgezeichnet.
Der Hörtipp: Amber war kürzlich übrigens auch zu Gast im Shopify Podcast. Hier könnt ihr das spannende Interview hören!
Empowered from the inside – Business-Mode für Frauen
SI BEAU-Gründerinnen Amber Duettmann und Valentina Harrendorf
Erst seit wenigen Monaten live und schon voll in Mode. Das junge Fashion-Start-up SI BEAU aus Berlin steigt mit Mut und Zielstrebigkeit in die hart umkämpfte Modebranche ein. Mit ihrer stilsicheren Businesskleidung wollen Amber und Valentina Frauen den Rücken stärken.
Wir bieten das, was wir selbst gern hätten.
Hannah Arendt, Onora O’Neil, Sophie Germain – alle Kleidungsstücke der Marke SI BEAU sind nach legendären Frauen benannt. Das Ziel der Gründerinnen: Modeentscheidungen erleichtern, damit ihre Kundinnen sich auf ihre mentale Leistung fokussieren können. Mit der bügelfreien und waschmaschinenfesten Businessmode füllt das Start-up eine längst überfällige Marktlücke.
Den richtigen Nährboden für den Businessaufbau fand das Fashion-Duo in Berlin. Vor der Gründung war Amber in der Unternehmensberatung Bain & Company und Valentina als Maßschneidermeisterin tätig. Die beiden Hamburgerinnen kennen sich seit ihrer Kindheit und kamen als Business-Partnerinnen zusammen, um sich selbst und ihre Ideen zu verwirklichen.
Lesetipp: In diesem Beitrag erzählen wir die Geschichte von 15 Female Founders, die die Geschäftswelt mit Shopify erobert haben.
Gleichberechtigung, auch im Kleiderschrank
Die Idee hinter SI BEAU ist aus Ambers persönlichem Bedürfnis entstanden: „Es gab einfach zu wenig schöne Business-Kleidung, die komfortabel und erschwinglich ist und in der ich meine Persönlichkeit ausdrücken kann. Ich habe ein Unternehmen vermisst, welches sich ausschließlich auf die Bedürfnisse von Geschäftsfrauen fokussiert.“
Und auch Valentina ist diese Marktlücke aufgefallen. Als Schneiderin unterhielt sie sich mit ihren Kunden, die oft erwähnten, wie schwierig es sei, passende Anzüge und professionelle Kleidung für Frauen zu finden. Ein Umstand, den sie mit einer kreativen Idee ändern wollten.
Vor SI BEAU gab es kein Unternehmen, das sich auf die Bedürfnisse moderner Business-Frauen spezialisiert hat.
Bei der Teilnahme an einem Fokusgruppen-Event, einer Marktforschungstechnik, die genutzt wird, um Konzepte und Produkte eines Unternehmens zu testen, haben die beiden Freundinnen schließlich über die Idee gesprochen. Für die Produktentwicklung haben sie daraufhin ihre eigene Fokusgruppe aufgestellt und knapp zwei Jahre später verkauften sie die ersten Outfits über ihren Shopify-Store.
Im detaillierten Interview berichten uns die beiden Gründerinnen von ihrem Weg als Geschäftsfrauen im E-Commerce, von den Vorteilen des Mentorenprogramms rund um den Gründerpreis des Bundesministeriums sowie über ihre mutigen Pläne mit dem SI BEAU Onlinestore.
Wie hat die Gründung einer Fokusgruppe zum Erfolg eures Launchs beigetragen?
Frauen verstehen, was Frauen wollen
Amber: Die digitale Fokusgruppe aus etwa 500 Frauen entstand kurz nach der Gründung. Die Teilnehmerinnen haben wir über unser persönliches Netzwerk erreicht. Unsere Shopify-Seite haben wir während dieser Zeit als Landingpage genutzt, um weitere Interessentinnen zu sammeln.
Die Gruppe hat uns bei wichtigen strategischen Entscheidungen unheimlich vorangebracht. Auf diese Weise haben wir entschieden, wie unsere Kollektion aufgebaut sein soll, welche Kleidungsstücke sie enthalten und in welchen Farben sie verfügbar sein werden. Dadurch umfasst unser Angebot Blazer, Kleider, Jumpsuits, Hosen, Röcke und Strickwaren. Wir haben die Teilnehmerinnen außerdem gefragt, was ihnen den Alltag erleichtert und über welche Kanäle sie am liebsten erreicht werden.
Du möchtest dein eigenes Modelabel aufbauen? Hier findest hilfreiche Tipps zum Thema Kleidung produzieren lassen.
Der persönliche Bezug hat auch das Engagement der Teilnehmerinnen gesteigert.
Für unser sogenanntes SI BEAU Lab haben wir Umfragen mit dem Tool Typeform gestaltet, die wir per E-Mail an die Fokusgruppenmitgliederinnen verschickt haben. Jeder E-Mail haben wir außerdem ein kleines Update hinzugefügt. So haben wir beispielsweise erklärt, woran wir gerade arbeiten und welchen Input der Teilnehmerinnen wir brauchen, um voranzukommen. Dieser persönliche Bezug hat auch das Engagement der Partizipierenden gesteigert.
Lesetipp: Erfahre, wie du für einen (Re-)Launch in nur 10 Schritten deine neue Website ankündigen kannst.
Als unsere Kollektion fertig war, haben wir einen Pre-Launch für die Beteiligten unserer Gruppenumfragen veranstaltet. Somit konnten sie schon zwei Tage vor dem offiziellen Launch bestellen und sich Rabatte für Weiterempfehlungen sichern.
Valentina: Die Zeit nach dem Launch ist anschließend viel besser verlaufen, als wir es erwartet haben. Wir waren unsicher, ob das anfänglich positive Feedback der Zielgruppe, letztendlich auch zu Käufen führen würde. Erfreulicherweise wurden wir positiv überrascht. Wir hören von vielen Kundinnen, dass unsere Mode genau das ist, wonach sie gesucht haben.
Seit dem Launch kommt eine Bestellung nach der anderen herein.
Bei einem Pop-up-Stand zum Female Future Force Day sind unsere Designs so gut angekommen, dass einige Besucherinnen die Outfits sogar auf der Damentoilette anprobiert haben, weil keine Umkleidekabine verfügbar war. Ähnliches Feedback erhalten wir auch durch die bisherigen Umsatzzahlen.
Lesetipp: In 10 Schritten zum Launch? Wie das geht, erfährst du hier.
Wie wird man zu einer starken und selbstbewussten Unternehmerin?
Stilsicher und authentisch auftreten
Amber: In einigen Branchen, die noch sehr männerdominiert sind, ist es als Frau immer noch nicht einfach, sich durchzusetzen, weil ein sogenanntes Buddy-Netzwerk fehlt. In Teams, in denen man die einzige Frau ist, kann es schwierig sein, eine kumpelhafte Beziehung zu den Kollegen aufzubauen.
Man sollte seine eigenen Grenzen aufzeigen und sich nicht verstellen.
Um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln, sollte man darum versuchen, möglichst authentisch aufzutreten. Man sollte seine eigenen Grenzen aufzeigen und sich nicht verstellen. Wir müssen weder über Witze lachen, die wir nicht lustig finden, noch Interesse an Themen vortäuschen, die wir als uninteressant erachten. Wichtig ist, sich selbst treu und aufgeschlossen zu bleiben.
Ich versuche keinen Unterschied zwischen Geschlechtern zu ziehen, sondern unvoreingenommen an jedes Individuum heranzutreten. Trotzdem war es in Teams mit Frauen manchmal einfacher, sich fallen zu lassen und schneller eine Vertrauensbasis zu schaffen. Mir ist wichtig, weiterzugeben, dass wir Dinge nicht erst perfekt beherrschen müssen, bevor wir sie weiterdenken und Verantwortungspositionen übernehmen. Ganz grundsätzlich sollten wir alles ausprobieren und auch eventuelles Scheitern ‘einfach’ wagen. Einfach ist das natürlich nicht, ich arbeite da auch durchgehend selbst an mir.
So kannst du mit Abo-Commerce die Customer Lifetime Value Steigern.
Hat der leichte Zugang zum E-Commerce den Zugang zur Selbstständigkeit für Frauen vereinfacht?
Valentina: Wir sind der Meinung, dass der E-Commerce den Zugang für alle erleichtert hat. Nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Ein Shopsystem wie Shopify, bei dem man vieles selbst machen kann, ist natürlich sehr angenehm und fördernd. Es ist natürlich nicht speziell auf Frauen ausgerichtet, sondern auf alle, die Lust haben, etwas Neues zu starten.
Durch unsere Selbstständigkeit haben wir auch andere Gründerinnen kennengelernt. Einige von ihnen vereinen erfolgreich die Rollen der Mutter und Unternehmerin. Das bietet sich genauso für Väter an. Am besten geht das mit einem Shopsystem wie Shopify, das die Einstiegshürden für Coding-Laien wie uns herabsetzt.
Lesetipp: Warum eine toughe Gründerin aus Österreich Müttern zur Selbstständigkeit rät, erfährst du hier.
Sind eure technischen Fähigkeiten mit der Einrichtung eures eigenen Shops gewachsen?
Amber: Obwohl wir für die Umsetzung unserer Ideen mit einer Agentur zusammengearbeitet haben, ist das Baukastensystem von Shopify sehr hilfreich für uns. Es macht Spaß, selbst Veränderungen am Code machen zu können.
Ich habe keine Programmiererfahrung, mir aber ein paar Frontend-Skills selbst beigebracht, um unseren Shop zu verbessern. Mit Google funktioniert das ziemlich gut. Außerdem findet man in den Shopify-Foren zu fast allen Themen etwas Hilfreiches. So sind wir an sehr viele Code-Snippets gekommen, mit denen wir den Shop nach unseren Vorstellungen gestalten konnten.
Und wenn doch einmal Fragen aufkommen, erhalten wir schnelle Antworten von der Shopify Community. Oftmals haben andere Onlinehändler mit ihrem Shop bereits ausprobiert, was wir gerade erst planen. Deshalb gibt es meistens schon Antworten, auf die wir uns stützen können.
Die Shop-Templates bei Shopify haben eine sehr ähnliche Struktur, sodass wir vieles direkt übernehmen können. Wir haben uns zum Beispiel für das Turbo-Template von Out of the Sandbox entschieden und sind sehr zufrieden damit.
Lesetipp: Erfahre, wie das Premium Modelabel Delicatelove nach einer Kooperation mit „Germany’s Next Topmodel“ fünfstellige Zugriffszahlen meisterte und was dabei zu beachten ist.
Ihr wurdet kürzlich mit dem Kultur- und Kreativpilotenpreis von der Bundesregierung ausgezeichnet. Wie kam es dazu?
Amber: Der Kultur- und Kreativpilotenpreis ist eine Auszeichnung für kreative Wirtschaftsunternehmen, sprich Firmen, die Kreativität mit einem guten Businesskonzept vereinen und Mut beweisen, den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Nachdem wir durch die erste Bewerbungsrunde gekommen sind, wurden wir zu Interviews mit der Jury eingeladen.
Die Jury war ein gemischtes Konglomerat aus Kreativen, Unternehmern, Journalisten und Regierungsbeauftragten. Aus den 800-900 Bewerbungen, die 2019 eingingen, wurden 32 Unternehmen im Bundeskanzleramt von der Staatsministerin Monika Grütters ausgezeichnet.
Unter den Preisträgern findet man auch das Gründerinnen-Duo von Ooia mit ihrer revolutionären Idee für den Damenhygiene-Markt.
Die Auszeichnung ist der Startpunkt für ein einjähriges Mentorenprogramm. Das Programm beinhaltet ein monatliches Screening und Workshops. Wir können so von unterschiedlichen Experten lernen und bestimmte strategische Fragestellungen diskutieren. Jedes Unternehmen wird von zwei Mentoren betreut, während alle Gründer und Gründerinnen gemeinsam an den Workshops teilnehmen.
Podcast-Tipp: Jennifer Baum-Minkus ist die Gründerin der unglaublich erfolgreichen D2C-Nagellack-Marke gitti. In unserem Podcast berichtet sie über ihre spannende Erfolgsgeschichte und gibt anderen Gründer*innen praktische Tipps für den Launch des eigenen Unternehmens.
Was erhofft ihr euch in Zukunft für SI BEAU?
Alles ist ein Experiment. Sei mutig und nimm es mit Leichtigkeit
Amber: Wir wollen die Lifestyle-Brand für Business-Frauen werden und einen neuen Stil für Business-Mode etablieren, indem wir Stärke und Femininität vereinen. Als Nächstes werden wir unseren Fokus auf unser Wachstum setzen und unsere Produktpalette erweitern.
Business Intelligence wird für diese Reise eine wichtige Rolle spielen. Wir wollen zunehmend Kundendaten analysieren, um Handlungsschritte für unsere Strategie abzuleiten.
Lesetipp: Wie Die Höhle der Löwen erfolgreiche Produkte hervorgebracht hat, die mit Shopify durchgestartet sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Valentina: Wir haben nicht den Anspruch, alles direkt beim ersten Versuch perfekt zu machen. Stattdessen ist es uns wichtig, mutig zu sein und unsere Ideen auszuprobieren. Und wenn wir mal nicht weiterkommen, können wir unsere Mentoren um Rat bitten. Dafür ist das Programm rund um den Kreativpilotenpreis da.
Wir betrachten alles als ein Experiment.
Das Programm hilft unheimlich, die eigene Einstellung zu konditionieren. Wir betrachten alles als ein Experiment. So kann man mit mehr Leichtigkeit an den Business-Alltag herangehen. Falls es nicht klappt, ist es nur ein Versuch, der gescheitert ist.
Amber: Wir haben keine Angst, den eigenen Lebenslauf zu ruinieren, sondern freuen uns darauf, das nächste Projekt zu starten. Am Anfang steht immer eine Idee. Wir teilen neue Vorhaben gern, um sie zu validieren. Wenn wir Zuspruch bekommen, werden wir immer sicherer, dass es auch umsetzbar ist. Focus on your life instead of what you wear - Seid mutig und probiert euch aus, wenn ein Unterfangen nicht klappt, kommt bestimmt schon bald das Nächste.
Bilder von Uwe Duettmann.
Über die Autorin: Inara Muradowa ist Shopify Partner, SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.
Weiterlesen
- Ja mei, das Gschäft bliaht- Wie die Traditionsmarke Löwenbräu jetzt auch erfolgreich online verkauft
- Mit nur 2.000 Euro Startkapital- Wie eine Gründerin das erfolgreiche Unternehmen Josea Surfwear aufgebaut hat
- Weihnachtsmarkt goes digital- Holy Shit Shopping bringt den Groove in die Weihnachtseinkäufe zurück
- Schokolade gegen den Klimawandel- Wie ein nachhaltiges Social-Start-up aus Leipzig den Schokoriegel neu erfindet
- CBD für alle- Dieses deutsche Startup bringt pure Entspannung
- Von der Tagesschau ins Digitale- Die Erfolgsstory von Fritzvold
- Wie sich das Unternehmen Freeletics auf den Black Friday und Cyber Monday vorbereitet
- Musik und Onlinehandel? Diese Musikerin aus Nordrhein-Westfalen zeigt, wie es geht
- Erfolgreich authentisch sein- Wie ein Münchner Taschen-Label bei "Das Ding des Jahres" überzeugte
- So machten zwei Leipziger Gründer ihre Kickstarter Kampagne erfolgreich und fluxten bei Die Höhle der Löwen